"The
Next Generation":
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Intro: Native American Literature
2.... "Treffen der Generationen":
Der moderne indianische Roman
3.... "The Next Generation"
oder: 'Stadtindianer' auf dem Vormarsch
4.... "Rauchsignale" oder:
Neue indianische Medien
5.... "Zurück zu Pepsi und Doritos":
Eine Zusammenfassung
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Intro: Native American
Literature
Im wörtlichen Sinne gibt es Native American Literature, also die 'einheimische amerikanische Literatur', seit Beginn der Besiedlung des Kontinents vor etwa 25.000 Jahren. Denn eine moderne Definition von Literatur als Text im weiteren Sinne beinhaltet Schriftgut ebenso wie nur mündlich weitergegebene Lieder, Mythen und Geschichten der Ureinwohner. In diesem Sinne definiert auch der Vater des modernen indianischen Romans, N. Scott Momaday, Native American Literature:
(So weit jedoch soll es in diesem Exkurs zur englischsprachigen indianischen Literatur nicht zurückgehen.) Ich möchte heute die Aufmerksamkeit auf eine neue Generation indigener Autoren und Autorinnen der USA lenken, die noch nicht in den Kanon der Native American Literature aufgenommen und noch nicht in Seminaren halbtot diskutiert worden ist, dennoch aber zunehmend an Popularität unter indianischem wie auch nicht-indianischem Publikum gewinnt. Der zeitlichen Begrenzung und persönlicher Vorlieben wegen werde ich mich dabei auf das Gebiet der Prosa konzentrieren. Die erwähnte Ausweitung des Literaturbegriffs erlaubt es mir aber, hier Musik und v.a. Film an geeigneter Stelle mit einzubeziehen. 2 "Treffen der Generationen": Der moderne indianische RomanDie Existenz zeitgenössischer indianischer Literatur in den USA wurde der Öffentlichkeit erst Ende der 60er Jahre nach der Veröffentlichung von Momadays House Made of Dawn (1968) und dem ihm verliehenen Pulitzer-Preis bewußt. Der damit verbundene (auch einmal positive!) mediale Wirbel und die gesellschaftlichen Veränderungen in Kultur, Bildung und Politik ermöglichten den Beginn der sogenannten literarischen Native American Renaissance. Dabei gehört Momaday neben James Welch, Gerald Vizenor u.a. nicht wie oft dargestellt der ersten, sondern bereits der zweiten Generation von indianischen Romanautoren an. Die ersten, lange Zeit vergessenen, Werke waren bereits in den 20er und 30er Jahren veröffentlicht worden. Die Renaissance indianischen Schreibens (und des öffentlichen Interesses sowie politischen Selbstbewußtseins) hat seit den 60er Jahren unvermindert angehalten. Auch die nächste Generation indianischer Autorinnen (die Betonung ist hier angebracht) ist inzwischen in den Kanon der amerikanischen Literatur aufgenommen worden. Auch heute noch aktiv und präsent sind Leslie Marmon Silko oder Linda Hogan, aber auch deren 'literarische Väter' Momaday und Welch. Schon zu Beginn der 80er Jahre stellte Joseph Bruchac, einer der Mentoren der Native American Renaissance, fest, daß die ihm nachfolgende Generation von Autoren bereits unter neuen, besseren Voraussetzungen zu schreiben begonnen hatte. Diese Schriftsteller wären mit einer größeren Akzeptanz für Native American Literature an sich aufgewachsen, als die seiner Generation, die unter der Allgegenwart der westlichen literarischen Tradition in öffentlichen Schulen oder denen des Büros für Indianische Angelegenheiten (BIA) erzogen worden waren. Für diese dritte Generation indianischer Autoren seien wahrscheinlich "einige Dinge einfacher und klarer; und die dualen Mythen des 'Schmelztiegels' und 'Verschwindenden Roten Mannes' nicht mehr so omnipräsent" gewesen. Sie hätten wohl "nicht [mehr] mit der Verwirrung und dem Selbsthaß von Freunden und Familien zu kämpfen gehabt, die ihr indianisches Erbe verleugneten oder hinter sich lassen wollten". [2] Seit Mitte der 80er Jahre ist in den USA sogar eine (unter der indianischen Bevölkerung mehr oder minder willkommene) Zuspitzung dieser, an sich positiven, Entwicklung zu beobachten. Neue rechtliche (und wohl nicht zuletzt finanzielle) Verhältnisse ließen den Anteil der Bevölkerung mit indianischen Vorfahren plötzlich sprunghaft ansteigen. Zeitgleich stieg auch das Interesse des weißen (oder nun nicht mehr ganz so weißen) Publikums an 'ethnischer' Literatur von Native Americans. Auch damit mag z.B. der überragende Erfolg der Romane Louise Erdrichs seit der Publikation von Love Medicine (dt. Liebeszauber) 1984 zu erklären sein. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts bahnte sich jedoch eine völlig neue Generation von 'jungen Wilden' (der kolonialistische Doppelsinn hier ist unbeabsichtigt!) den Weg in die Öffentlichkeit. Sie besetzte nicht nur neue Themen und Erzählformen, sondern nutzte auch alle ihnen und einem breiteren Publikum zugänglichen Medien. So gibt es z.B. seit den 90er Jahren 'Indianerfilme', die diesem Genre eine neue Bedeutung geben. Auch in der populären Musik besetzten Native Americans langsam andere Felder als New-Age-Meditationsmusik und folkloristisches Getrommel. Innovative und überzeugende indianische Musik findet sich nun auch in den Bereichen Jazz, Folk und Rock. 3 "The Next Generation" oder: 'Stadtindianer' auf dem VormarschWer nun ist diese junge Generation von indianischen Autoren und wodurch lassen sie sich bestimmen, worin setzen sie sich von den Älteren ab und gibt es so etwas wie einen Generationskonflikt? Im Feuilleton der New York Times vom 21. April 1997 erschien anläßlich des Todes von Michael Dorris, dem Lebens- und Schreibpartner Louise Erdrichs, ein Artikel, der dessen literarische Nachfolger unter der etwas patronisierenden Überschrift "Der Indianer in der Literatur wird erwachsen" vorstellt. [3] Sieben Autoren und Autorinnen von Prosa werden genannt. Alle nach 1950 geboren, sind sie bereits mit den Ergebnissen der gesellschaftlichen und literarischen Veränderungen in den USA der späten 60er Jahre aufgewachsen. Sie sind auch Zeugen bzw. 'Produkte' einer zunehmenden Urbanisierung indianischen Lebens. Heute leben über 60 Prozent der Native Americans in Städten und Großstädten, wo sie der extremen Armut und oft neunzigprozentigen Arbeitslosigkeit in den Reservationen zu entkommen suchen. Daß sich dies auch in der Literatur von und über Native Americans widerspiegeln müsse, ist eine der Hauptforderungen der jungen Autoren. Ihr heute erfolgreichster Vertreter und lautester Wortführer, Sherman Alexie, führt deshalb auch gerade im akademischen Bereich einen Feldzug gegen die "Korn-Pollen, Vier-Himmelsrichtungen, Adler-Federn Schule der indianischen Literatur": [4]
Die Autorin des o.g. New York Times-Artikels betont deshalb auch den Paradigmenwechsel, der mit der jungen indianischen Prosa vollzogen wurde. Im Gegensatz zu den schon zu Klassikern der Native American Literature gewordenen Erzählern (der Dreifaltigkeit Momaday-Welch-Silko plus Erdrich), deren vornehmlich "lyrische Prosa meist in Reservationen angesiedelt ist und von der Sehnsucht nach der verschwundenen Kohärenz der Stammeswelt erfüllt" sei, begännen die jungen Autoren "in Werken von zunehmender Härte, klarer Individualität und voller Referenzen zur Pop-Kultur" [6] die indianische Geschichte neu zu durchdenken. [*] Als Beispiele der neuen urbanen Indianerliteratur werden Greg Sarris' Grand Avenue (1994) und Sherman Alexies Indian Killer (1996) und der noch unvollendete neue Roman Susan Powers genannt. David Treuer, übrigens der jüngste der Autoren, wird als Beispiel für die Verweigerung indianischer Autoren angeführt, sich den Zwängen des Marktes zu beugen:
Dieses Dilemma ist ebenso anderen indianischen Künstlern bekannt und wird gerade deshalb oft versucht zu unterlaufen. Auch Sherman Alexie erklärt damit die Schwierigkeiten anspruchsvoller Native American Literature, nationale Aufmerksamkeit zu erringen. [8] Thomas King thematisiert eben jene weiße Rezeptionserwartungen in seinem Roman Medicine River (1990). Er läßt den alten Blackfoot Lionel James als storyteller nach Europa reisen, denn, wie dieser sagt, scheinen "viele Weiße wirklich interessiert an Wissen über Indianer". Doch dieses Interesse bliebe beschränkt auf "Geschichten über Indianer, wie sie waren. Ich habe ein paar wirklich gute, komische Geschichten darüber, wie die Dinge heute sind, aber diese Menschen sagen, nein, erzähl' uns über die alten Tage. Also tu' ich's." [9] 4 "Rauchsignale" oder: Neue indianische MedienDie eindimensionalen Erwartungen des euro-amerikanischen Publikums beschränken sich natürlich nicht auf die Literatur. Besonders im Film haben sich über Jahrzehnte die kolonialistischen Stereotype des 'Noblen Wilden' bzw. 'Roten Teufels' bis heute erhalten. Auch der neue Boom des (weißen) Indianerfilms, der mit Kevin Costners Dances with Wolves (dt. Der mit dem Wolf tanzt) 1990 begann, bediente sich nur eines weiteren Stereotyps: des Mythos vom 'Verschwindenden Indianer'. Die Subversion dieser kolonialistischer Schemata gerade in der sog. Pop-Kultur wurde deshalb auch zu einem Schwerpunkt der jungen indianischen Künstler. So bevölkern beispielsweise Reinterpretationen des 'ur-amerikanischen' Gespanns The Lone Ranger and Tonto gleich mehrere Werke Sherman Alexies. Auch Thomas King unterläuft in Green Grass, Running Water (1993) mythologische Figuren des weißen Amerikas gleich mehrfach: Robinson Crusoe, Hawkeye (Coopers 'Falkenauge'), Ishmael (aus Moby Dick) und eben der Lone Ranger sind bei ihm die (Deck-) Namen vier indianischer Gestalten aus alten Schöpfungsmythen, die sich zusammen mit Coyote, einem der wichtigsten mythologischen Figuren vieler Native Americans überhaupt, auf den Weg zu einem Sonnentanz in Alberta machen. King und Alexie gehören auch zu den ersten Indianern, die sich kreativ dem Medium Film angenommen haben, um hier ihre Version der eigenen Geschichte und v.a. auch Gegenwart zu erzählen. So verfaßte King 1994 eine Drehbuch-Adaption seines Romandebüts Medicine River und Alexie nahm eine seiner Geschichten aus The Lone Ranger and Tonto Fistfight in Heaven zur Vorlage für den Film Smoke Signals (1998). Der Schritt zum Drehbuch sei ihm dabei nicht schwergefallen, da die bildhafte Darstellung im Film seiner Dichtung sehr verwandt sei. Smoke Signals beansprucht für sich auch den Rang des ersten ausschließlich indianischen Kinofilms der Geschichte. Mit dem Cheyenne-Arapaho Chris Eyre fand Alexie einen Regisseur, der es verstand, auch den besonderen Humor aus Alexies Büchern auf die Leinwand zu transformieren. Im Film machen sich die beiden Helden Victor Joseph und Thomas-Builds-the-Fire auf den Weg von ihrer Reservation in Washington State nach Arizona, um die sterblichen Überreste von Victors Vater heimzuholen. Dieser klassische Roadmovie-Plot wird zu einer Selbstfindungsreise, auf der nicht nur das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, sondern auch das heutige Verständnis junger Indianer ihres kulturellen Erbes und ihrer Identität diskutiert werden. Obwohl dies, so Alexie in einem seiner typisch sarkastischen Kommentare, "ziemlich ironisch" sei, da es einen großen Unterschied mache, ob ein amerikanischer Immigrant (also jeder Nicht-Indianer) auf literarischer Identitätssuche sei, oder der "Ureinwohner eines Ortes sich noch immer auf der Suche nach seiner Identität" befände. [10] Der indianische Film heute hat mit denselben Problemen zu kämpfen, die für den Literaturbetrieb aufgezeigt worden sind. So sagt Alexie über die Angebote für Verfilmungen seiner Bücher: "Sie waren daran interessiert, die Geschichten zu ändern, um der Idee von kommerziellem Indianität zu entsprechen. Sie wollten mehr Lendenschurze, mehr Visionen. Sie wollten Thunderheart ['dt. Halbblut'] oder Der mit dem Wolf tanzt …." Wohl auch aus diesem Grund ist die Zahl alternativer, indianischer Lesarten im Film noch sehr gering. Neben den beiden genannten Filmen hat in den USA v.a. die Fernseh-Adaption von Greg Sarris' Grand Avenue (1996) von sich reden gemacht. In dieser wird der indianische Plot in einer (noch) ungewohnten, dabei doch viel typischeren Umgebung angesiedelt: Grand Avenue ist eine Straße im Ghetto der kalifornischen Stadt Santa Rosa, die v.a. von Native Americans, Latinos und Schwarzen bewohnt wird. Die Probleme sind dementsprechend 'un-indianisch' und 'indianisch' zugleich: Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Kriminalität und die Krebserkrankung eines jungen Mädchens. Diese ethnische Grenzen übergreifenden Themen werden verbunden mit dem Kampf um die Bewahrung indianischen Erbes (konkret eines Friedhofs). Das sich Sarris dabei wahrscheinlich dem Druck des Fernsehsenders HBO gebeugt hat und im Film dem Mädchen durch eine traditionelle Heilungszeremonie zur Besserung verhilft, dürfte Sherman Alexie wenig gefallen haben:
(Zu Sarris' Ehrenrettung muß allerdings erwähnt werden, daß es durchaus noch Medizinfrauen in seiner Verwandtschaft gab, die sich auf traditionelle Zeremonien verstanden, was er deshalb auch in seinem Roman darstellt.) Am Ende dieses Kapitels zum indianischen Film soll noch erwähnt werden, daß Sherman Alexie endlich sein zweites Spielfilmprojekt beendet hat, bei dem er diesmal auch die Regie übernahm und dabei auf die Hilfe einer großen Produktionsfirma verzichtete. The Business of Fancydancing ist ein ungewöhnlicher, nicht-linear erzählter Film, der sich auch strukturell an Alexies narrativen Gedichten orientiert. Erzählt wird die Geschichte des Spokane Seymour Polatkin, der in Seattle zu einem erfolgreichen Poeten geworden ist und anläßlich eines Begräbnisses auf seine Reservation zurückkehrt. Konfrontiert mit der Vergangenheit, muß er erneut seine indianische und sexuelle Identität in Frage stellen. The Business of Fancydancing hatte vor vierzehn Tagen Premiere auf dem Sundance Film Festival, das 1998 auch das Sprungbrett für Smoke Signals darstellte. Ob der Film je in die Mainstream-Kinos kommen wird, ist allerdings noch unklar. 5 "Zurück zu Pepsi und Doritos": Eine ZusammenfassungDer Versuch, die Werke der jungen indianischen Erzähler unter wenigen Charakteristika zusammenzufassen, muß schon an der Vielfalt der Themen und Genre scheitern. Zudem sind die Bedingungen, unter denen die Autoren schreiben oft sehr verschieden, wie Alexie mit Bezug auf den New York Times-Artikel von 1997 betont:
So finden sich unter den genannten Autoren (siehe Tabelle) satirische Pop-Poeten wie Alexie, kritische Realisten wie Sarris oder LaDuke und auch Mystery-Romane mit indianisch-mythischer Prägung wie Aaron Carrs Vampir-Roman. So hat Sherman
Alexie seit seinem Senkrechtstart als 25jähriger bereits ein gutes
Dutzend Bücher veröffentlicht, das fast alle Genre von Poesie über Kurzgeschichten
und Romanen bis zu Drehbüchern abdeckt. Susan Power erzählt in
The Grass Dancer (dt. Die
Grasstänzer) eine magische Liebesgeschichte, die in vielem mit Erdrichs
Romanen vergleichbar ist. Zwei Frauen, Luci Tapahonso und Joy
Harjo haben sich bereits als Dichterinnen einen hervorragenden Ruf
erarbeitet und sich nun ebenfalls Erzählungen zugewandt. Harjo ist mit
ihrer Jazz-Fusion Band Poetic Justice auch musikalisch sehr aktiv.
Wohl die bekannteste indianische Frau in den USA (neben Pocahontas!)
ist heute Winona LaDuke, die bereits zweimal für die Grünen als
US-Vizepräsidentin kandidierte und die Geschichte ihres Stammes in ihrem
Roman Last Standing Woman gewohnt kämpferisch
darstellt. Greg Sarris ist nicht nur Literatur-Professor an der
UCLA und gewählter Häuptling der Miwok-Indianer, sondern hat bereits
einen weiteren Roman veröffentlicht. Auch der junge David Treuer
kann schon auf zwei Romane zurückblicken. Gemeinsam scheint dennoch einem Großteil der jungen Generation die bewußte Auflehnung gegen die Klassiker der ersten Native American Renaissance zu sein. Vor allem die Einbeziehung von Satire und Ironie, wie bei Alexie, und der Versuch auf 'traditionelle' indianische Elemente zu verzichten, wie bei Treuer, hat ihnen bei zunehmendem Erfolg bei einem nicht-indianischen Publikum auch harsche Kritik aus den eigenen Reihen eingebracht. In einer sehr polarisierenden und politisch aufgeladenen Debatte wird ihnen vorgeworfen, sie malten ein zu schwarzes Bild vom Leben der Indianer heute (was Alexie zum Schreiben des wirklich düsteren Indian Killer anregte), gäben kein positiv-moralisches Beispiel, bedienten sich zu stark bei der westlichen Pop-Kultur, machten die eigene verächtlich und bekräftigten ihrerseits nur die gängigen Stereotype vom 'Betrunkenen' und 'Verschwindenden Indianer'. Mehrfach haben sich die jungen deutlich gegen die traditionalistischen Überväter der indianischen Literatur ausgesprochen. So hieße es z.B. bei Vizenor immer "Trickser dies und Coyote das" [13] kritisiert Treuer dessen elitär-akademische Schreibweise, die auch Alexie anprangert:
Den heutigen indianischen Leser erreiche man so nicht, im Gegenteil:
Trotzdem gibt es auch Übereinstimmungen mit der älteren Generation. Das zentrale Thema der indianischen Literatur ist noch immer die Identitätskrise der (oft gemischt'rassigen') Helden zwischen der weißen (modernen) und (traditionellen) Stammeskultur. Letztere ist dabei zunehmend in Auflösung begriffen oder muß sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Dies wird noch erschwert durch die erwähnte Abwanderung in die Städte. Auch stilistisch läßt sich eine Eigenart der heutigen Native American Literature beobachten, die vermutlich sowohl der eigenen Tradition des storytelling, als auch der spezifischen weißen literarischen Tradition Amerikas geschuldet ist. Schon mit den ersten Werken der Native American Renaissance entstand eine genreübergreifende Erzählweise, die Mythen, Poesie und Geschichten in fließendem Übergang zu einem komplexen Erzählwerk verbindet, das sich durch eine hohe lyrische Qualität und Originalität auszeichnet. Darin verbinden sich die Werke Leslie Silkos mit den heutigen Luci Tapahonsos oder Sherman Alexies. Der 'Roman aus Geschichten' (übrigens auch in der Tradition Faulkners) Greg Sarris' verknüpft sich so nahtlos mit den Werken Louise Erdrichs seit Love Medicine.
Acknowledgements
/ Danksagung [*] Dieser im Grunde hilfreichen Unterscheidung muß dennoch einschränkend widersprochen werden. Zum einen, weil das Kriterium der neuen Urbanität nicht alle jungen Autoren, ja nicht einmal das Gesamtwerk einzelner Vertreter, einschließt und zum anderen die deutliche Entwicklung in den Werken Momadays, Welchs und Erdrichs außer acht läßt, die sich seit Ende der 1980er ebenfalls der Frage der Identitätsfindung von Indianern in weißen, städtischen Gemeinden zugewandt haben. (Vgl. Velie 1995) Zudem zeichnen sich z.B. Alexies Werke neben Indian Killer gerade durch ihre lyrische Qualität aus, die die zuweilen inhaltliche Härte kontrastiert.
[2]
Bruchac, Joseph. … SAIL
5 (1993) 2: 13 [reprint from SAIL
6 (1982) 4 : 1-6].
[3]
Smith, Dinitia. "The Indian in Literature is Growing Up:
Heroes Now Tend to Be More Hard Edged, Urban and Pop Oriented."
The New York Times 21 April 1997: C11.
[4]
Chapel, Jessica. "Sherman Alexie – poet, novelist, short
story writer, Native American – strikes out at the 'eagle-feathers
school of Native literature." Atlantic
Unbound 1 June 2000. 27 June 2002. <http://www.theatlantic.com/interviews/ba2000-06-01.htm>.
[5]
Alexie, Sherman. "Re: Message from Sherman Alexie."
Online posting. Newsgroup nativelit-l@csd.uwm.edu.
12 April 1997.
[6]
ibid.
[7]
ibid
[8]
Highway, Thomson. "Spokane Words: Thomson Highway Raps
with Sherman Alexie." Aboriginal Voices January-March 1997. 22
November 2001. <http://www.fallsapart.com/printer/art-av.html>.
[9]
Quoted in Cox, James H "'All This Water Imagery Must Mean
Something': Thomas King's Revisions of Narratives of Domination and
Conquest in Green Grass, Running Water." AIQ
24 (Spring 2000) 2: 220.
[10]
Chapel,
Jessica. Atlantic Unbound.
[11]
Teters,
Charlene. "Sherman Alexie." Indian
Artist. Spring 1998: 35.
[12]
Alexie,
Sherman. "Re: Erdrich." Online posting. Newsgroup nativelit-l@csd.uwm.edu. 22 April
1997.
[13]
Unknown.
"The success of three new authors is a sign that old barriers
to minorities are crumbling – in the publishing world at least."
Pioneer Planet [St. Paul] 23 February 1997.
27 January 2002. <http://www.pioneerplanet.com/columnists/docs/GROSSMAN/docs/009265.htm>.
[14]
Alexie,
Sherman. "Re: transgressive na am lit." Online posting. Newsgroup nativelit-l@csd.uwm.edu.
12 April 1997.
[15]
Alexie, Sherman. "Re: Joe Bruchac."
Online posting. Newsgroup nativelit-l@csd.uwm.edu. 21 April
1997. |
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